- Technologiepolitik: Forschungs- und Technologiepolitik
- Technologiepolitik: Forschungs- und TechnologiepolitikForschungs- und Technologiepolitik ist die Gesamtheit aller staatlichen Maßnahmen, die darauf zielen, Inventionen (Erfindungen) und Innovationen (kommerzielle Einführung und Verwertung von Erfindungen) zu fördern. Deren Träger sind der Bund und die Länder. Zusätzlich ist die nationale Politik in internationale Projekte eingebunden, z. B.in die European Research Coordination Agency (EUREKA, Brüssel), die der Zusammenarbeit auf technologischem, industriellem und wissenschaftlichem Gebiet dient.Ein öffentliches Engagement in der Forschung und Entwicklung (FuE) ist dann zu rechtfertigen, wenn mit einem Marktversagen bei rein privatwirtschaftlichen Aktivitäten zu rechnen ist. Für den Bereich Forschung ist das zumindest teilweise zu erwarten. Grundlagenforschung mündet zwar nicht unmittelbar in die Entwicklung marktfähiger Produkte, erhöht aber die gesamtwirtschaftliche Wissensbasis. Dieses Wissen hat den Charakter eines öffentlichen Gutes, und es liegt Nichtrivalität in der Nutzung vor. Das bedeutet, dass die Wissensnutzung durch ein Unternehmen in keiner Weise die Nutzungsmöglichkeiten anderer Unternehmen verringert. Ein Unternehmen, das Geld für FuE aufwendet, zieht aber nur seinen eigenen Nutzen mit ins Kalkül und nicht den gesamtwirtschaftlichen Ertrag der Wissensvermehrung. Daher käme es bei einer ausschließlich privatwirtschaftlich organisierten Grundlagenforschung zu keinem optimalen Forschungsniveau. Auch in der angewandten Forschung, die unmittelbar auf die Produkt- und Prozessinnovationen abzielt, kann es zu Marktversagen kommen. Ein Grund liegt hier in der Unsicherheit, mit der aus der Perspektive des einzelnen Forschers der Wissensfortschritt verbunden ist. Es ist nicht mit Sicherheit klar, ob eine bestimmte Forschungsaktivität auch zu der gewünschten Innovation führt. Ist der Unternehmer risikoscheu, dann kann dies die Forschungsaktivitäten dämpfen. Ebenso negativ kann sich ein unvollkommener Kapitalmarkt auswirken, auf dem Unternehmen nicht den für die FuE-Aktivitäten notwendigen Kapitalbedarf decken können. Allerdings kann es gerade im Bereich der angewandten Forschung auch zum umgekehrten Phänomen gesamtwirtschaftlich übermäßiger Ausgaben für FuE kommen, wenn nämlich verschiedene Unternehmen in einem Wettrennen um Innovationen Parallelforschung betreiben.Öffentliche FinanzierungGerade im Bereich der Grundlagenforschung spricht aufgrund der Problematik öffentlicher Güter einiges für die Finanzierung dieser Aktivitäten aus öffentlichen Mitteln. Öffentlich finanzierte Universitäten und Forschungseinrichtungen tragen daher auch in den Industrieländern wesentlich zur Grundlagenforschung bei. Allerdings gibt es auch Probleme. Die öffentliche Finanzierung der Grundlagenforschung hat zur Folge, dass Bürokraten und Politiker darüber entscheiden müssen, welche Forschungsprojekte als gesamtwirtschaftlich lohnend oder nicht viel versprechend einzustufen sind. Wegen der Marktferne dieser Entscheidungsträger kann es durchaus zu erheblichen Fehlentscheidungen kommen (Gefahr des Staatsversagens anstelle des Marktversagens). Der Wettbewerb zwischen privaten Akteuren als sinnvollem Entdeckungsmechanismus wird bei der Verstaatlichung der Forschung nämlich ausgeschaltet.PatentpolitikDurch die Vergabe von Patenten, die dem Erfinder für eine bestimmte Zeit das alleinige Recht zubilligen, eine Innovation zu vermarkten, können Anreize für Forschungsaktivitäten gesetzt werden. Ohne Patentschutz müsste der Forscher befürchten, dass er auch bei erfolgreicher Entwicklung kaum einen finanziellen Ertrag erzielen kann, weil diese Erfindung unmittelbar von vielen Konkurrenten kopiert würde. Allerdings hat der Patentschutz auch Nachteile, weil er die Nutzung des vorhandenen Wissens in der gesamten Volkswirtschaft behindert. Außerdem kann sich der Patentinhaber durch seinen Wissensvorsprung auf den Absatzmärkten möglicherweise als Monopolist verhalten, was mit Wohlfahrtseinbußen verbunden wäre. Der Kompromiss in der Patentpolitik besteht in der Regel in einer zeitlichen Begrenzung der Rechte des Patentinhabers.FuE in Deutschland und der EUDeutschland als ein Land mit einem hohen Lohnniveau und unbedeutenden Rohstoffvorkommen bedarf zur Erhaltung und Mehrung des Wohlstands eines ständigen Zuwachses an technischem Wissen. 1995 waren in Deutschland knapp 460 000 Menschen im Bereich FuE beschäftigt; gut 60 % davon arbeiteten in der Wirtschaft, der Rest an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Auf die Wirtschaft entfielen etwa zwei Drittel der gesamten FuE-Aufwendungen. Die FuE-Ausgaben von Staat und Privatwirtschaft beliefen sich 1996 auf 2,3 % des Bruttoinlandsprodukts, womit Deutschland in der OECD im Mittelfeld lag. Zunehmend engagiert sich neben Bund und Ländern (FuE-Aufwand 1997: 31,5 Mrd. DM) auch die EU, die im Rahmen ihres 4. Rahmenprogramms Forschung von 1994 bis 1998 in der gesamten EU 25,7 Mrd. DM aufgewendet hat.
Universal-Lexikon. 2012.